Systeme in Systemen in Systemen in Systemen in Systemen. In Systemen. Könnte man auch ne ganze Seite mit voll schreiben. Oder’n Buch. Aber wer würde das lesen? Vielleicht jemand, der wahnsinnig ist und solch ewigen “in Systemen”-Wiederholungen nicht traut; der nicht glauben will, dass ein sich aus nur zwei sich unzählige Male wiederholenden Wörtern gebildeter Satz über 300 Seiten hinwegzöge, ohne eine versteckte Botschaft, ohne eine Veränderung – oder zumindest einen Fehler!
Es wurmt mich. Diese Krise. Diese höchst zweiseitige Massenveranstaltung, die große, unförmige Schatten in die Zukunft wirft. Mein Wesen wagt es nicht einmal sich davor zu fürchten – diese letzten im Rausch vorbeigestürzten Monate waren so surreal, dass es mir schwer fällt irgendetwas davon zu begreifen. Das letzte tragische, medienglobale Event, an das ich mich erinnern kann, war die Twin-Tower-Geschichte 2001. Nach einem Tag in der Grundschule, vielleicht auch in der Mittagspause, war ich hinunterspaziert zu meinen Großeltern. Und als ich in die zu pastellfarbene Küche kam, die mit dem Wohnzimmer gemeinsam einen großen Raum bildet, hatte mich diese seltsame Stimmung bereits ergriffen: Oma und Opa auf der Couch, auf dem konkaven Bildschirm des massiven Kastens, den man Fernseher nannte, die Bilder von Hochturm, Rauch, Feuer, Flugzeug, Explosion; immer wieder dieselben Bilder – Endlosschleife – etwas ganz, ganz Schlimmes war passiert; so viel konnte ich mit meinen 8 Jahren feststellen. Aber die Tragik, die Hölle dahinter, die Empathie für das Größere war mir fern. Ich war ja auch Kind.
Vom Hörensagen glaube ich, dass das letzte vergleichbare Geschehnis der Mauerfall 89′ war. Ja, die Bankenkrise 2008, 2009 – hm. Oder als Belgien über 500 Tage ohne Regierung war – und vielleicht war ich fünfzehn, damals, als während jener Regierungslosigkeit unser Geschichtslehrer Herr Giesdorf aufgelöst und die Schwere dieser Katastrophe predigend durch die Schulflure schritt; doch auch dies hat mich meine Ignoranz nicht greifen lassen. Und auch, wenn sich all dies irgendwie ähnlich ist – hinsichtlich der Wortes Katastrophe: so tödlich und leidvoll wie das mit den Zwillingstürmen waren sie nicht.
Und jetzt?
Was soll man glauben? Wem? Politik = Theater = nichts Neues? Dieser ganze Scheiß war für mich die erste wirkliche Konfrontation mit Systemen in Systemen in Systemen in der Gesellschaft – mit der Gesellschaft, die so seltsam global ist. Und dieser ganze absurde und traurige Zinnober – und so stetig er zu sein scheint – es ist einfach nicht Grund genug! Um aufzugeben, aufzuhören und/oder Schuld in dem oder das oder denen zu suchen. Was nützt es? Da draußen, in den großen Systemen Schuld zu suchen, verändern zu wollen, verbessern zu wollen? Solange es genug im inneren System, bzw. inneren Systemen gibt. Genug, wo Schuld gesucht und Veränderung gewollt werden muss, in sich, bevor etwas Wertvolles, Ungiftiges entstehen kann.
Ich fasse zusammen: Enttäuschung, Optimismus.
Übrigens: Die zweite Fassung des Netzlos-Manuskripts wächst und blüht – das Ziel ist, und es scheint realistisch, vor September noch das Ding in einem Verlag unterzubringen.
Die dritte, und erste große expressionistische Leinwand fließt und fließt und fließt … das Bild folgt nach Vollendung.
Ich wünsche euch eine gute Zeit!
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