Nein, dieser Anfang hat mir nicht gefallen; drum schreib ich den hier als Neuen; ja, der ist viel besser. So einfach. Zack! Wobei – immer noch hadere ich. Weil es stockt, der Zufluss meiner Musen – aber nicht der Ausfluss! Denn letzten Endes wird hier etwas (ent)stehen! Aber nicht irgendeine heruntergerotzte Wortabfolge, die den Lesenden das Augenrollen meistern lässt, sondern etwas – mit – ja – diesem gewissen Etwas?
Manchmal sieht ein unfertiges Kunstwerk aus wie ein Spiegel, der alles – sich selbst, Urheber, Idee, die Welt – in einer hässlichsten Form zeigt: Ja, ich höre euch postmoderne Aufgedröseltheiten trotzen; sehe euch erloschene Lasch-Affen die ergrauten Köpfe schütteln; fühle die Bitterkeit der Welt in meinen Adern; wenn ich dir Spiegel gegenüberstehe, du unfertiger Kunstschatten, du halbglänzender Schlierenstein, du – Perfektionsopfer; Idealsklave; Ganzheitsgefangener; Mensch.
Die Impulse, die mich zum Niederschreiben treiben, widern mich an, weil sie sich wiederholen, mich wiederholen. Dort über mir schreistreiten die Nachbarn, dort draußen vergewaltigt ein Lastkraftwagen meine Ohren, und in mir wüten die Wogen der kaum zu stemmenden Lebensaufgabe – im Übrigen erinnert mich diese grausame Interaktion auf der nächsthöheren Etage an ungutes Vergangenes, aus dem Leben Geschiedenes. Der Mann, der dort oben seiner Schwäche scheinstarken Ausdruck erschreit, ist ein Boxer aus Serbien, der mit seiner Frau und der dreijährigen Tochter vor einigen Monaten nach Wien gezogen ist. Er beschwert sich gerne und lang über seine Zähne, über seine tödliche Vergangenheit (gerechterweise: es war Todschlag und nicht Mord) und darüber, dass er zu viel kifft. Mit dreiundzwanzig Jahren. Immer ein freundlich-benebeltes, falsches Lächeln auf den Lippen seiner zernarbten Seelenfresse – immer unter dem Licht des scheinheiligen Scheins; und wie stolz er mir verkündete, dass er gläubig, Christ, Katholik ist; die Dinge im Leben wiederholen sich tatsächlich zu oft; zu klar; auch, wenn die Oberfläche anders ist; der Form, gewissen Mustern, begegnet mensch doch immer wieder.
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