„Nur derjenige, der von uns gegangen ist, ist derjenige, der zu uns gehört. Verstehst du, mein Lieber?“„Aber, Opa! Das hat doch nichts damit zu tun.“„Was soll womit was zu tun haben?“„Mann! Hörst du mir nicht zu: Ich saß mit einem Freund und einem Bekannten beim Frühstück, in einem Hotel, das voll von Gemälden war; auch neben meinem Freund hing eins; darauf war ein Mann abgebildet. Als wir dann die Semmeln rumreichten, scherzte ich, dass der ja auch wahnsinnig hungrig sein müsse – und daraufhin hat mein Freund dem Bild eine Semmel hingehalten.“„Und was ist passiert?!“„Ja nichts ist passiert, Opa. Das war ja nur ein Bild.“Ein Grinsen breitete sich über das faltige Gesicht aus. „Folge mir.“ Er stand auf, nahm seinen […]
Das mit dem Bewerben muss ich noch lernen. Die Veranstaltung in Finsternis ist übermorgen. Wird ein besonderes Erlebnis. Meine drei Kollegen Constantin Schwab, Julia Krammer und Ida Leibetseder lesen Texte, ich funke mit Lyrik dazwischen – zum Thema: Licht und Schatten – es beginnt um 20 Uhr in der Mariengasse 1 im 17. Wiener Berzirk. (Entschuldige mich für die lange Ruhepause auf der Website, die bald erneuert wird). Bis bald!
Als ich ihre Hand mit meinen Fingern spürte – da wurde mir plötzlich bewusst, wie besonders Hände eigentlich sind. Wie intim. Wie viel durch sie geschieht. Durch einfache Berührung. Werden zwei scheinbar Getrennte scheinbar vereint, für die Dauer des Kontakts … über eine Fingerspitze voller Lust oder reinste Blöße in einer Handfläche … ein Griff und Bestimmung – oder Knöchel und Blut. In der Hand eines Menschen steckt Zukunft und Vergangenheit. Und ihre zog sie von mir fort.Schließlich war sie meine Patientin – gewesen, bis zu diesem Augenblick. In dem ich mich nur befand, weil wir uns bei der letzten Behandlung beinahe geküsst hätten. Und eigentlich auch, weil es schon so spannungsgeladen begonnen hatte.Lesend saß ich hinter der Rezeption, als […]
Habt ihr nichts Besseres zu tun, in eurem Leben, als gegen Corona zu demonstrieren? Nichts Dringenderes, gar Wichtegeres steht an? So fertig mit euch selbst, mit Vergangenheit und Zukunft, so ideal seid ihr schon geworden, dass euer Aufschreien – euer Kritisieren – gegen eine höhere Ordnung gerechtfertigt ist? Während der Staat für alle entscheiden, verantworten muss und ihr einzelnen zu entscheiden und verantworten hattet, ob eher das Red Bull oder die Cola das richtige Zuckergift ist für euch geschmackslose Wesen? Ach, ihr wehrt euch bloß gegen die „politische Ungerechtigkeit“? Weil ihr euch höher seht als das erhaltende System? Ihr vom Luxus zerfressenen Königsmenschen, die am höchsten stehen und am weitesten sehen, weil ihr ja wisst, was ihr da tut: Den […]
Ob in den Zwanzigern oder am Ende seines Lebens. Eine Kurzgeschichte über einen eisernen Richter, dem das Schicksal alles genommen und alles gegeben hat. An Tagen wie diesem gebe ich mich durch die Häufigkeit solcher erlebten Tage beinah gezwungen bereitwillig meiner ohnehin schon durch mein Alter bedingten Bedeutungslosigkeit hin. Meine Erfahrung lehrte mich, diese tagesbeherrschende Steifheit, die heute bereits mein ganzes Erleben gerichtet haben wird, zu lieben.Zunächst beginnt so ein Tag mit einem besonders auszehrenden Krieg – nicht, dass es sonst anders wäre, nur fällt es mir an anderen Tagen leichter – ein Krieg, der von dem alten, dürren Gestell, das sich mein Körper schimpft, gegen mich ausgetragen wird: denn das Erheben, und das Sich-hinein-Zerren in den Tag, ist dann […]
Vier zum Preis von einem – was das Leben so kostet, kosten kann … voller Preise, Gewinne und Verluste – hellau Wirtschaft, nein: hellau Liebesbeziehung! Aber Liebe und dieses kapitalistische Jargon in einem Kontext? Was da alles falsch läuft! Außer … Gewinn hieße nicht “mehr” und Verlust nicht “weniger”, sondern (nicht ganz unetymologisch): “nach etwas suchen, zu etwas gelangen” und “trennen, lösen“. Dieser Text ist nun drei Jahre alt, und beschreibt das Ende eines magischen, sehr intensiven Jahres mit einer Dame, die einst ihre Innenwelt als Winterlandschaft verbildlicht hat. Rührt mich beim Lesen immer noch zu Tränen – bin halt Melancholiker (“Dass Trauer mich, als Glück der Welt, befällt.“).
Lyrisch angehauchte Prosareflektion zum Thema Erwachsenwerden; Themenvorgabe war “Zerrissene Zwanziger”. Ein Beitrag für eine erscheinende Anthologie meines Vereins Jung Wien ’14 (und der Text ist aus erkenntnisreicher Frustfrucht verdaut und ausgeschieden worden in Lido delle Nazioni, wo ich durch glückliche Umstände Zeit mit einem Kumpel verbringen durfte – Piadina, mmh). Kein Tag vergeht ohne Schmerz. Schmerz, der Furchen ins Gesteinsfleisch reißt.  Und wenn du kein zerklüftetes Küstengebirge bist, dann hat dich das Meer ganz schnell zu Sand verwandelt – was es so oder so tun wird – nur deinem Massiv entsprechend zeitaufwändiger.Mensch ist begrenzte Zeit; weil Kosmos begrenzte Zeit ist? – Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; und es wird zu Grunde gehen. Wie die letzte Hoffnung. […]
Der Lauf des Maschinengewehrs war auf mein Herz gerichtet. In seinen Augen Blutlust. Und in mir Angst. Niemand anders war hier. Auch ich hatte meine Waffe auf ihn gerichtet. Meine AK. In der Nacht noch auseinander genommen, gereinigt und zusammengesetzt. Schlaf ist ein Segen Gottes, den die Menschen in seinem Reich erhalten – wir dagegen … trotz der Explosionen im Hintergrund, trotz der Schreie und den ratternden Schüssen war es still, zwischen ihm und mir. Weder er noch ich bewegten uns. Drei Meter Abstand. Wir blickten. Blinzeln hieß Schwäche, und der erste Fehler. Ich sah den Panther in ihm, ein verletzter, seelenverwundeter. Das Maul blutig, die Glieder gespannt, bereit. Wir verharrten so lange. Elisabeth. Ferdinand. Mein kleines Wir, das von […]
Dies ist die Geschichte eines Käfers. Wie alle Käfer wurde auch er geboren und mit der Zeit ein bisschen größer, bis er ausgewachsen war. In seiner Käferkolonie gehörte er wohl zu den Nomaden, denn schon bald sollte er seine Familie verlassen, um durch die Welt zu krabbeln und manchmal sogar zu fliegen. Fliegen aber war – mit dem Öffnen und Offenhalten seines Rückenpanzers – mit größter Anstrengung verbunden. So flog er nur in den allernotwendigsten Situationen.Eines Tages fand er sich an einer grauen Häuserwand wieder. Ein Paradies aus Rillen, Furchen und Löcher. Wer wäre da nicht in Allesmögliche hineingekrabbelt? So kam es, dass eines dieser Löcher sich als Tunnelchen entlarvte. Er krabbelte vor und tiefer in das enge Schwarz, bis […]
Im Rahmen der Pandemie gab’s mit Jung Wien 14 eine im letzten Blogpost bereits besprochene Lesung. Dies ist ein Text, in dem ich versucht habe, mich mit Wittgensteins tractatus logico-philosophicus auseinanderzusetzten – und wo sonst, als in einem Wiener Café (die für die Szenerie des Textes stammende Inspiration hat – so hilf mir, Maria – ritterliche Wurzeln)? Bis nächsten Dienstag!