Aus Wassermassen bricht Gebirge in die Höh‘: steile Felswände, durchzogen nur von einem Klettersteig. Auf diesem schmalen Steig steht ein Esel und schaut in den Abgrund vor ihm: Aus der Ferne kommen zwei Gestalten immer näher: ein Vater und sein Kind. Sie erklimmen den Berg, während die Mittagssonne brennt … und das Kind auf den Esel zeigt, der noch in den Abgrund starrt – und den schmalen Weg versperrt.
Der Vater geht langsamer; hält die rechte Hand vor die Brust seines Kindes, welches am sehnigen Arm vorbei das Tier bewundert: ein großer, grauer Kopf, mit langen Ohren, und einer schwarzen Nase – 
 „Ein Schmuggleresel“, sagt der Vater und bleibt stehen.
 „Können wir auf ihm reiten, Papa?“
 „Nein. Der hier will stehen. Komm‘.“
Der Vater beugt sich zu seinem Sohn und hebt ihn über das Tier –
 „Papa, schau! Er ist verletzt!“
Schweigend klettert der Vater über den Esel und mustert dessen rechtes, blutig zerfetztes Ohr; und darunter, im Kopf, eine Wunde, in der sich Maden tummeln; am Hals die tiefen Spuren vom einstigen Zaum – der Vater schaut zurück über den Weg, über den sie gekommen waren. Dann nimmt er seinen Sohn an der Hand und geht weiter.
 „Aber Papa!“
 „Wir müssen weiter, Wilhelm.“
 „Aber er hat Schmerzen!“
 „Schwachsinn“ – ein dunkles Grollen dröhnt aus der Tiefe des Berges; und Wilhelm drängt sich an das Bein seines Vaters, der nun schneller geht – ein weiteres Grollen bricht durch das Gebirge; der Vater packt seinen Sohn, eilt los und ruft: „Hab keine Angst!“ – schon grollt es im Berg gewaltig nah, der Vater blickt hoch, wirft sein Kind zurück –
 „PAPA!“
Unter einem mächtigen Stein ragt ein Arm hervor.
 „Papa?“, ruft Wilhelm, rennt vor, zum Arm, greift mit seinen kleinen Händen je einen Finger und zieht – „Papa? – Papa!“; er blickt um sich, blickt zum Esel, der dort immer noch starrt; läuft zu ihm hin und wirft sich auf den Boden: „Bitte, lieber Esel, bitte! Bitte hilf mir!“
Das Tier löst sich vom Abgrund, betrachtet das Kind; und beugt den Kopf hinab. Noch ein Mal schaut Wilhelm zum gewaltigen Stein; die Sonne brennt. Und langsam, vorsichtig, klettert das Kind auf und hält sich fest am grauen Hals; dann schreitet der Esel voran, über den Felsbrocken hinweg und immer weiter hinauf.